she's analog | no longer, not yet @ jazz fun (de)

„No longer, not yet“, das zweite Album der italienischen Band „She’s Analog“, ist ein „Sofortbild“, das den Anspruch erhebt, Bewegung anzuhalten. Der Albumtitel bezieht sich auf eine Zone des Übergangs, in der sich alles entfaltet und erblüht. Dieser Raum wird nicht ausschließlich musikalisch interpretiert, sondern steht für den liminalen Raum, in dem wir uns bewegen und gestalten, uns von dem lösen, was wir hinter uns lassen, und offen sind für das, was in der Zukunft passieren könnte.

Die Klänge und die Musik dieser 40 Minuten verkörpern die unerbittliche und vitale Bewegung, die die Energie dieser Band nährt. Tonbänder und Feldaufnahmen vermitteln ein Gefühl des Lebensflusses („Slow Kick“), ebenso wie die Klänge, die von einem Stück zum nächsten übergehen („Tangled“). Zusammen mit den Echos lyrischer und dramatischer Melodien („Narrow Pass“) vermitteln all diese Elemente ein Gefühl der Instabilität, als könnte alles plötzlich zusammenbrechen, stillstehen oder sich weiterbewegen.

Das gesamte Album entstand durch eine akribische Arbeit der Gegenüberstellung und Klangcollage, welche die Kompositionspraxis maßgeblich beeinflusst hat (und umgekehrt). Diese Technik förderte einen offenen Dialog zwischen den oben erwähnten Klangwelten. So entstand eine breitere Kompositionsform, in der Klangmaterialien auch nach ihrem Auftritt weiter existieren – wie ein unsichtbarer Faden, der alle diese Elemente miteinander verbindet.

Das 18-minütige Stück „Blu“, das die gesamte B-Seite der Platte einnimmt, ist das perfekte Beispiel für diese Bewegung und ihre Transformation: Eine hartnäckige perkussive Grundlage bildet den Untergrund, auf dem Klangereignisse auftreten, die sich im Laufe der Zeit wiederholen und langsam zu einer völlig anderen Szene mutieren. In dieser Szene erwacht das Mellotron allmählich, hält alles in Schach und weckt Erwartungen. Die Rückkehr der ursprünglichen Elemente, wie Gitarre und Percussion, vermittelt den Eindruck einer kreisförmigen Bewegung, die noch nicht an ihren Ausgangspunkt zurückgekehrt ist. Klänge und Klangfarben sind nun verstreute Bruchstücke dessen, was übrig geblieben ist, und fühlen sich wiederum wie ein neuer Ausgangspunkt an.

So entsteht ein Werk, das die gemeinsame Reise dieser Band repräsentiert, eine Geschichte darüber, wie sie zusammengewachsen ist und immer nach dem „gewissen Etwas“ gesucht hat, das so schwer in Worte zu fassen ist. Das gegenseitige Zuhören und Kommunizieren hat uns glauben lassen, dass alles, was wir für möglich halten, tatsächlich geschehen kann innerhalb dieser unglaublich schönen und herausfordernden Erfahrung, die wir gemeinsam teilen.